Parken leicht gemacht

Seit Juli 2003 lebe ich in Wien. Davor habe ich für 24 Jahre in Bagdad gelebt. Es ist also nicht schwer zu verstehen, dass ich bei den unterschiedlichsten Situationen Vergleiche zwischen den zwei Städten ziehe.

So denke ich mir oft „In Bagdad wäre das nie passiert“ oder „Es geht uns so gut in Wien“ aber auch „das ist ja genau wie in Bagdad“

Ein Bespiel für so eine Situation ist das Einparken.

Ich fahre sehr selten mit dem Auto in Wien. Man braucht es nicht wirklich und ich hasse es einzuparken. Ich weiß, heutzutage gibt es tolle Autos die das selbst erledigen, aber das Privileg so ein Auto zu fahren hatte noch nicht.

So war es einmal in Bagdad, kurz nach dem ich den Führerschein machte, dass ich beim Versuch eine Parklücke anzupeilen total verzweifelt bin.

Drei Passanten hatten sich schon aufgestellt, um mir Anweisungen zu geben. Der einer schrie mir zu: „Lenke stark nach rechts ein!“, der andere rief: „Lenke im stehen und fahre dann langsam los.“

Ich war ziemlich verwirrt und konnte bald nicht mal rechts von links unterscheiden, da öffnete einer von ihnen die Autotür und sagte: „Steig‘ aus Schwester, ich parke es für dich ein!“

Er hat das Steuer übernommen, das Auto in drei Sekunden abgestellt und mir den Schlüssel übergeben. Er war mein Retter in der Not und ich war ihm endlos dankbar.

Beim Einparken in Wien, fehlen mir oft diese freiwilligen Parklotsen. Da habe ich eher so ein Gefühl, dass manche still und neugierig zuschauen, um mit sich selbst zu wetten ob die Frau da am Steuer es schaffen wird oder nicht.

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Der Tag davor

Bei jeder Gedenkfeier an Opfer einer Massengewalttat, versammeln sich die Menschen und sprechen große Worte, wie dass man nie wieder zusehen dürfe, wie Menschen auf solche Weise ums Leben kommen. „Never again!“, sagen sie. „Handeln statt Wegschauen!“ und andere starke Slogans.
Was sie dabei aber vergessen zu scheinen ist, dass gerade in dem Moment in dem sie gedenken, woanders auf der Welt genau dasselbe passiert. Genau dasselbe wofür sie gerade inne halten.

Diese Gedenkveranstaltungen erinnern mich immer an den 19. März 2003. An diesem Tag habe ich so sehr auf die Welt gehofft. Darauf, dass sie nicht nur zusieht und verurteilt, sondern auch tatsächlich etwas verhindert und eingreift, nämlich den Angriff auf den Irak.

Es war sehr früh am Morgen meine kleinen Kinder haben noch geschlafen. Ich konnte nicht schlafen. Habe Krieg bereits zu gut gekannt, als dass ich trotz der Androhungen ruhig schlafen hätte können. Ich ging auf die Terrasse. Der Himmel war extrem blau mit kleinen, scharf definierten Wolken, meine weißen Rosen haben geblüht und herrlich geduftet. Ich habe in den Himmel geschaut und mit Gott gesprochen: “Gott lass es nicht passieren. Bitte verhindere es. Wir hatten schon zwei Kriege, der Dritte wird unser Untergang sein. Ich will nicht, dass meine Kinder auch Krieg erleben. Bitte mach, dass alle Politiker zur Vernunft kommen. Es ist ein wunderschönes Land, gib uns einmal auch wieder Frieden, bitte!”

Die morgendlichen Sonnenstrahlen fingen an die kalte Frühlingsluft aufzuwärmen und plötzlich hat mich ein gutes Gefühl überkommen. „Es wird nichts passieren“, dachte ich mir, „Die Welt wird es nicht zulassen. Das Land leidet noch an den Folgen der ersten beiden Kriege und des Embargos. Mehr können sie uns nicht antun wollen.“
„Es wird ein Wunder geschehen. Heute wird Saddam abtreten, Bush wird einsehen, dass es keine Massenvernichtungswaffen gibt oder die UNO lädt alle Beteiligten vielleicht erneut zu einer Weiterführung der Gespräche ein.“
„Ja, so muss es sein. Der Himmel bleibt blau, meine Rosen werden weiter blühen und Frieden wird auf uns kommen.“

Wie sehr habe ich mich getäuscht, denn die Welt hat uns, wie auch andere zuvor und danach, im Stich gelassen.
Der Krieg ist gekommen und der Himmel war schwarz und rot, von Rauch und Sand. Meine Rosen sind vertrocknet und das Land, wie ich es kannte, ist gestorben.

Diese traurige Geschichte hat leider kein Ende. In dem Moment in dem ich gerade schreibe gibt es auf der Welt zahlreiche Kriege, Vertreibungen, Völkermorde, Hunger, Not und Gewalt. Und was macht die Welt? Die einen sind Teil der Gewalt und die anderen schauen zu.

Das ist die Aida!

An einem herrlichen Juni-Nachmittag, saßen meine Kinder und ich im Schanigarten der Aida Konditorei Bognergasse in der Innenstadt. Wir warteten noch auf unser Eis, als sich ein sehr elegantes älteres Paar an den Tisch neben uns setzte.

Sie begrüßten uns höflich und wir erwiderten den Gruß.
“Sehr freundlich!“ dachte ich mir. Es ist ja sehr selten, dass jemand grüßt in der Innenstadt, da viele Touristen unterwegs sind und es immer hektisch zugeht.

Ich warf einen kurzen Blick auf die beiden und dachte mir dabei: “Die gehen sicher noch auf ein Konzert oder ins Theater.” Die Frau hatte die Haar hoch toupiert und trug ein schönes, grünes Kleid aus Seide mit einer großen Diamantenbrosche auf dem Kragen, der Mann schick im klassischen eleganten Lodenanzug. Sie plauderten kurz miteinander, als der Blick der Dame auf die Speisekarte fiel. Wie vom Blitz getroffen sprang sie auf und sagte in einem erschrockenen Ton zu ihrem Begleiter: “Das ist die Aida, das ist die Aida!”

Ihr Mann konnte nicht sofort verstehen was sie meinte. Er sah sie an und murmelte nur: “Was?”. Sie sagte mit einem sehr bestimmten Ton: “Steh auf! Das ist die Aida!”

Jetzt hatte er es auch verstanden. Er schaute auf das Schild der Konditorei und sprang auch auf. Die beiden gingen los, ohne sich umzudrehen oder „auf Wiedersehen“ zu sagen. Zehn Meter entfernt von uns setzten sie sich wieder nieder. Diesmal aber an einen Tisch beim „Schwarzen Kameel“.

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